Die Auswirkungen von Alkoholkonsum auf die Herzgesundheit
„Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.“ Alkohol ist ein fester Bestandteil vieler Kulturen und Anlässe. Ob zum Feiern, Entspannen oder Genießen – viele Menschen greifen gern mal zu einem Gläschen Wein, Bier oder Schnaps. Doch wie wirkt sich das auf das Herz aus? Hat mäßiger Alkoholkonsum tatsächlich positive Auswirkungen auf unsere Herzgesundheit? Und was passiert, wenn man „einen über den Durst“ trinkt?
Wie Alkohol das Herz-Kreislauf-System beeinflusst, welche Folgen ein übermäßiger Konsum haben kann und warum auch kleine Mengen Alkohol mit Vorsicht zu genießen sind, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was passiert mit dem Herz, wenn zu viel Alkohol getrunken wird?
Es ist kein Zufall, dass in der Zeit um Silvester, Karneval oder anderen großen Festen besonders viele Menschen mit Herzproblemen in die Notaufnahmen kommen. Denn diese Feierlichkeiten gehen häufig mit einem übermäßigen Alkoholkonsum einher. Und dieser kann unter anderem zu Herzrhythmusstörungen führen. Auch herzgesunde junge Menschen können davon betroffen sein. Das Phänomen tritt so oft auf, dass es sogar einen Namen dafür gibt: Holiday-Heart-Syndrom.
Beim Holiday-Heart-Syndrom wird der Herzrhythmus durch übermäßigen Alkoholkonsum an einem Tag oder einem intensiven Partywochenende aus dem Gleichgewicht gebracht. Dieses Ungleichgewicht macht sich typischerweise durch Herzstolpern bemerkbar. Kurzfristig handelt es sich dabei vor allem um eine unangenehme Begleiterscheinung. Langfristig besteht jedoch die Gefahr ernsthafter Herzprobleme.
Die genauen Auswirkungen von Alkohol auf das Herz sind noch nicht abschließend geklärt. Aber dass sich exzessiver Alkoholkonsum negativ auf die Herzgesundheit auswirken kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch woran liegt das eigentlich? Obwohl Alkohol auf viele Menschen zunächst entspannend wirkt, ist er dies für den Körper gerade nicht. Unter anderem kann er den Blutdruck und die Herzschlagfrequenz erhöhen, was zu Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Herzrasen führen kann.
Übermäßiger Alkoholkonsum über Jahre hinweg kann auch eine Erweiterung des Herzens bewirken. Dies beeinträchtigt die Pumpfunktion und erhöht das Risiko, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken. Schnarchen und Atemaussetzer, die den Schlaf stören und damit das Risiko von Vorhofflimmern erhöhen, können ebenfalls Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum sein.
Kann mäßiger Alkoholkonsum die Herzgesundheit positiv beeinflussen?
Doch was, wenn man Alkohol nur in geringen Mengen zu sich nimmt? Immer wieder kursieren Meldungen zu potenziell positiven Effekten von Alkohol auf unsere Gesundheit. So galt beispielsweise das tägliche Glas Rotwein lange Zeit als vorteilhaft für die Herzgesundheit. Diese Annahme stützte sich unter anderem auf die niedrige Herz-Kreislauf-Sterblichkeit in diversen französischen Weinbaugebieten, obwohl sich die Menschen dort häufig fettreich und zuckerhaltig ernährten. Dieses „französische Paradoxon“ wurde 1992 von französischen Wissenschaftlern mit dem erhöhtem Rotweinkonsum in dieser Region erklärt.
Tatsächlich gibt es einige Hinweise darauf, dass Rotwein aufgrund seiner antioxidativen Inhaltsstoffe, vor allem Resveratrol, die Herzgesundheit positiv beeinflussen könnte. Allerdings konnte dieser Effekt bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden, da viele weitere Faktoren wie Genetik, Ernährung und Lebensstil die Herzgesundheit beeinflussen. Es ist schwierig, diese Faktoren so zu kontrollieren und zu isolieren, dass ein eindeutiger Kausalzusammenhang hergestellt werden kann. Fest steht jedoch, dass ein übermäßiger Rotweinkonsum mehr schadet, als er nützt und daher nicht als Heilmittel angesehen werden sollte.
Wie viel Alkohol verträgt unser Herz?
Was genau versteht man unter mäßigem Alkoholkonsum? Und ab wann ist die Grenze überschritten? Es kursieren viele unterschiedliche Angaben darüber, wie viel man trinken kann, ohne der Herzgesundheit zu schaden. Und zum Teil widersprüchliche Aussagen machen es schwer, das richtige Maß zu finden. Fest steht: Alkohol wird individuell sehr unterschiedlich vertragen. Eine pauschale Angabe einer Alkoholmenge, die ohne gesundheitliche Risiken konsumiert werden kann, ist daher nicht möglich.
Nach den Empfehlungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sollten Frauen nicht mehr als 12 Gramm und Männer nicht mehr als 24 Gramm Alkohol pro Tag trinken. Das entspricht in etwa der Menge von ein bis zwei Gläsern Wein. Außerdem sollte an mindestens zwei Tagen pro Woche auf Alkohol verzichtet werden. Diese Angaben sind allerdings nur ein grober Anhaltspunkt für gesunde Erwachsene ohne Alkoholproblem.
Zu beachten ist außerdem, dass nicht nur die Menge, sondern auch die Regelmäßigkeit des Alkoholkonsums negative Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben kann. So zeigt eine repräsentative Studie des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Hamburg, dass bereits ein geringer regelmäßiger Alkoholkonsum von durchschnittlich drei Gramm Alkohol pro Tag mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern einhergeht.
Wir halten fest: Die Auswirkungen von Alkohol auf das Herz sind sehr vielfältig. Sie hängen vom individuellen Gesundheitszustand sowie der Menge und der Regelmäßigkeit ab, mit der Alkohol konsumiert wird. Je nach individueller Vorgeschichte können Sie hin und wieder einen guten Tropfen genießen – von exzessivem Alkoholkonsum ist jedoch generell abzuraten. Wer gänzlich auf Alkohol verzichtet, ist auf der sicheren Seite und sollte keinesfalls mit dem Alkoholkonsum beginnen, um einen eventuellen gesundheitlichen Nutzen zu erzielen.